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Ich wurde zu einer Zeit geboren, als noch nicht alles Spaß machen musste. Kulturelle Verflachung und Orientierung an einem Erfolgsmarkt hatten noch nicht voll eingesetzt.

Künstlerische Erzeugnisse durften noch innere Vorgänge ausdrücken. Vielleicht hat deshalb bis heute mein Wunsch überlebt, neue, ungehörte, eigene Musik zu spielen. Mein Subjektives auszudrücken ist ein immerwährendes großes Wagnis. Ich wünsche mir ein Publikum, das mit mir zusammen wagen will. Der Mensch und sein verschlungenes Leben sind noch immer ein Mysterium, davon sollte Musik künden.

Wir werden ungefragt Tag und Nacht von Musik umspült: in Supermärkten, Werbung, Telefon-Warteschleifen, TV, Fahrstühlen; eindimensional, nervtötend, massentauglich. Wollen wir das wirklich hören? Spätestens seit Billie Holiday`s schmerzvolle Stimme sogar in einer banalen Vorabend-Werbung erklang, wusste ich, dass sich die Welt verändert hatte.

Es gibt in allen Menschen eine Sehnsucht nach dem uralten Bewusstsein einer Befindlichkeit, bevor die Brüche des Lebens begannen. Die tief-innere Vorstellung einer idealen Welt. Einen Ort, den wir in unserer optimierten Gesellschaft beinahe vergessen haben. Musik setzt dort an und bildet neue und alte Energieströme. Sie hat eine heilende Kraft. Vor diesem Hintergrund sind Qualitätsbezeichnungen wie „cool“ oder „geil“ absurd und geradezu verletzend.

Ein Wort zur Improvisation. Im Alltag ist Improvisieren meist aus der Not geboren: Es kommen überraschend Gäste, der Kühlschrank ist leer, wir müssen improvisieren. Im Theater heißt Improvisieren immer: Text vergessen! In der Musik und vor allem im Jazz ist Improvisieren aber eine eigene Disziplin. Wenn alle musikalischen Ebenen klar sind, kommt der Spieltrieb aus dem Unbewussten, ein fortwährendes spontanes Entscheiden und doch nicht definitiv festlegen. Ein Surfen auf dem Wellenkamm.

Das Verrinnen der Zeit, den flüchtigen, unwiederbringlichen Augenblick zu erhaschen und zu feiern: Dies kann nicht nur durchaus großen Spaß machen, sondern geht noch weit darüber hinaus.

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Erfahrung

Schon in frühen Studienzeiten habe ich mich auf dem engen Elfenbein-Turm sehr unwohl gefühlt. Mein musikalisches Leben hat mich dann auch schnell weg von Klassik zu zeitgenössicher Musik geführt, sei es moderne Klassik, Jazz oder Pop-Musik.

Meine Vielseitigkeit, Affinität zum Wort und auch wirtschaftliche Zwänge trieben mich in Richtung Vokalmusik und Theatermusik. Bis 2011 war ich Leiter und Arrangeur des Männerchores Schwubs – Schwule Berner Sänger, ich habe in einigen Musical-Produktionen am Stadttheater Bern so wie freien Produktionen mitgewirkt, unzählige Sängerinnen und Sänger aller Stile ein Stück weit begleitet. Da ich selber singe, ist mir das nie schwer gefallen und ich glaube, als Begleiter geschätzt zu sein.

Orchester-Erfahrung habe ich bei gelegentlichen Engagements im Berner Sinfonieorchester gesammelt, welche für mich äußerst lehrreich waren, Band-Erfahrung mit der Gruppe Toul`Ton, für die ich viele Kompositionen geschrieben habe. In der Musik für Stummfilme entdeckte ich die freiere Improvisation. Bei verschiedensten Theaterprojekten lernte ich, wie Musik funktional einzusetzen ist.

Facts and Figures

Werner Bucher, geboren 1962, Pianist, Komponist und Arrangeur, wohnhaft in Berlin, erhielt seine klassische Ausbildung am Konservatorium Bern/Schweiz bei Rosmarie Bandli, Michael Studer und Erika Radermacher. 1987 bekam er den Studienpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins. Jazz-Ausbildung teils autodidaktisch, teils bei Joanne Brackeen, New York.

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